Die Renaissance der Lehmbautechniken

Das Bauen mit Lehm hat in Frankreich eine lange Tradition, und vom 16. bis zum 19. Jahrhundert entwickelten sich die unterschiedlichsten Bautechniken. Neben Stampflehm gibt es Beispiele für Pflastersteine, Lehmziegel und gepresste Lehmblöcke sowie verschiedene hybride Bauweisen, die für Fachwerkhäuser verwendet werden.

Der Grund für die große Anzahl von Stampflehmbauten in Frankreich, insbesondere in der Region Rhône-Alpes, liegt in der Konsistenz des Bodens, der eine ideale Mischung für die Pisé-Technik darstellt. Die Vielfalt der französischen Lehmbautradition zeigt sich in Stadthäusern und Villen ebenso wie in Zweckbauten in ländlichen Gebieten.

Paradoxerweise sind die Lehmbauten Asiens, Afrikas und des Nahen Ostens in Europa gut bekannt, während die Geschichte der Stampflehmbauten, die sich die Einheimischen in westlichen Ländern wie Spanien und Frankreich selbst gebaut haben, weitgehend unbekannt ist. Dabei sind solche Bauten sowohl in den kälteren, feuchteren nördlichen Breitengraden als auch in den wärmeren, trockeneren Regionen des Südens weit verbreitet.

In Frankreich, wo die Lehmbaukultur 15 Prozent der ländlichen Bautradition ausmacht (in der Region Rhône-Alpes sogar 40 Prozent), sind historische Stampflehmbauten auf dem Land um Lyon, Reims, Grenoble, Toulouse, Rennes, Avignon, Chartres und andere Städte erhalten geblieben. Gelegentlich sind sie auch in den Stadtzentren zu finden - vor allem in Lyon, wo viele Stampflehmbauten noch heute bewohnt sind.